Für Ihre Selbständigkeit
im täglichen Leben
und im Beruf
Die Ergotherapie möchte zur Erhaltung der Lebensqualität durch größtmögliche Selbständigkeit und Autonomie beitragen, will Folgeschäden und der Zunahme von Immobilität und sozialer Isolation vorbeugen.
In diesem Fachbereich treten meist mehrere Grunderkrankungen auf. Es liegen Erkrankungen aus den medizinischen Bereichen der:
Aufgrund dieser häufig bestehenden Multimorbidität sind Alterserkrankte besonders gefährdet, die Selbständigkeit und ihre Individualität in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu verlieren. Die Ergotherapie setzt also immer da an, wo es um die Erhaltung und Förderung insbesondere von lebenspraktischen und handlungsbezogenen Fähig- und Fertigkeiten geht.
Die Behandlung findet aufgrund der oben genannten Erkrankungen und des fortschreitenden Alterungsprozesses in der Regel keinen zeitlich datierbaren Abschluss. Sie bedarf kleinerer Ziele und wird regelmäßig fortgeführt.
Nach dem Motto des griechischen Arztes Galen aus Pergamon:
"Sinnvolles Tun ist der beste Arzt, den uns die Natur gegeben hat",
können folgende Maßnahmen zu einer erfolgreichen geriatrischen Therapie beitragen:
Der/die Ergotherapeut(in) erstellt selbständig den individuellen Behandlungsplan, orientiert an der Anamnese des Betroffenen, dem akuten Krankheitsgeschehen und den momentanen Lebensumständen. Dieser Plan wird je nach Erforderlichkeit an die Bedürfnisse des Betroffenen adaptiert. Über die jeweilige therapeutische Methode, Einsatz von Therapiemitteln, Durchführung in Einzel- oder Gruppentherapie entscheidet der Therapeut eigenverantwortlich.
Die Behandlungsdauer liegt je nach Situation zwischen einer halben bis drei viertel Stunde. Über die Häufigkeit der Sitzungen entscheiden im Einzelfall das:
Zu den weiteren Aufgaben gehört die Dokumentation des Behandlungsverlaufes. Sie dient nicht nur als Verlaufskontrolle sowie Berichtsgrundlage für Therapiebesprechungen, sondern ist auch für Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen sehr sinnvoll.
Geriatrische Rehabilitation ist nie ein Monopol einer einzelnen Berufsgruppe, sondern nur fachübergreifend innerhalb eines therapeutischen Gesamtkonzepts zu verwirklichen, an dem der Arzt, die Therapeuten, die Fachpflege, der Sozialarbeiter, die Angehörigen und andere gleichermaßen ihren Anteil haben.
Quelle: W. Matthes, Ergotherapie in der Geriatrie, vml
Frau F., 78 Jahre alt, lebt seit 3 Jahren in einem Altenwohnheim. Sie kann nicht einordnen, wo sie zur Zeit wohnt, ist zur Tageszeit meistens nicht orientiert, das Langzeitgedächtnis ist nur wenig beeinträchtigt, das Kurzzeitgedächtnis bereitet ihr große Schwierigkeiten. Aufgrund von Arthrose in den Knien und mangelnder Kraft kann Frau F. nur noch kurze Strecken mit Unterstützung laufen.
Montagmorgen, 10.30 Uhr:
Ich besuche Frau F. in ihrem Zimmer. Sie sitzt in ihrem Rollstuhl am Tisch. Ich erkundige mich nach ihrem Befinden, und wir kommen in ein Gespräch. Ich erkläre ihr, was wir heute zusammen machen wollen und beginne mit einer Schultermobilisation, um Verspannungen zu lösen und die Durchblutung anzuregen. Anschließend erarbeiten wir die Rumpfstabilität. Ich gebe gezielte Informationen über den Rumpf, Arme, Beine und Füße, und somit ist sie gut vorbereitet, um mit meiner Hilfe einige Schritte den Flur entlang zu gehen. Ich helfe ihr beim Aufstehen, stütze sie etwas an einer Seite, und wir gehen langsam durch den Flur. Nach ca. fünf Minuten möchte Frau F. sich auf den nächsten Stuhl setzen. Nach einer Pause mit Mineralwasser gehen wir in ihr Zimmer zurück, wo sie auf einem Stuhl am Tisch Platz nimmt.
Diese wenn auch kurzen Laufstrecken sind sehr wichtig für Frau F., damit ihre Fähigkeiten zu gehen und alleine zu stehen so lange wie möglich erhalten bleiben und gleichzeitig auch ihr Kreislauf und Stoffwechsel angeregt werden.
Wir haben jetzt noch Zeit für das Gedächtnistraining. Zu Beginn rechnet sie leichte Additions- und Subtraktionsaufgaben, wobei ihre Konzentration nach einigen Minuten merklich nachlässt. Nach einer kurzen Pause lege ich ihr vier kleine Gegenstände aus dem Alltag (Schlüssel, Kerze, Stift, Korken) auf den Tisch. Nachdem ich einen Gegenstand entfernt habe, zeige ich ihr die übrigen drei und bitte sie, mir den fehlenden Gegenstand zu nennen. Dies gelingt ihr mit etwas Hilfe zweimal von drei Durchgängen. Das hebe ich positiv hervor.
Anschließend begleite ich Frau F. in den Tagesraum. Ich sage ihr, wann ich wiederkommen werde, zeige ihr, wieviel Uhr es jetzt ist, und verabschiede mich.