Für Ihre Selbständigkeit
im täglichen Leben
und im Beruf
Die Neurologie ist wohl nach der Pädiatrie der zweitgrößte Schwerpunkt unserer Tätigkeit im ambulanten Bereich.
Es kommen Menschen mit verschiedenen Krankheitsbildern zu uns mit dementsprechend unterschiedlichen Problemen und Schwierigkeiten.
Am häufigsten treffen wir auf Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Aber auch auf Menschen mit dem Parkinson Syndrom, Menschen mit degenerativen Erkrankungen, Querschnittslähmung , Multipler Sklerose und Menschen, die Traumata verschiedener Ursache erfahren mussten.
Was diese Menschen gemeinsam haben: Sie wollen lernen, mit ihren Problemen im täglichen Leben umzugehen und ihre Schwierigkeiten zu bewältigen.
An dieser Stelle kann Ergotherapie einsetzen und nach Ursachen für Probleme suchen.
So betrachten wir sehr früh das häusliche Umfeld. Sehr früh heißt, Ergotherapie sollte unmittelbar nach einem Geschehen beginnen.
Wir sehen Schwachpunkte wie zu niedrige Toiletten, fehlende Haltegriffe, störende Absätze, zu weiche Matratzen, zu schmale Türen, unpassende Rollstühle und vieles mehr und finden Lösungen zu ihrer Beseitigung. Andere Hilfsmittel zum Erleichtern der Körperpflege, des Anziehens, der Nahrungszubereitung und -aufnahme stehen den Menschen neben derer optimalen Anpassung zur Verfügung.
In der Therapie steht der Mensch im Mittelpunkt. Seine individuellen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse werden mit den Vorstellungen des Therapeuten abgestimmt. So kann man gemeinsam realistische Ziele stecken, und kleine Erfolge werden deutlicher. Diese stärken das Selbstwertgefühl, geben neue Motivation und Freude an der Therapie. Die Mitarbeit des Patienten und Umsetzung in den Alltag tragen maßgeblich zum Erfolg bei.
Um diese Ziele umzusetzen, stehen uns verschiedene Konzepte zur Verfügung, z.B. das wohl bekannteste, das Bobath-Konzept, die Arbeit nach Feldenkrais, nach Perfetti und Affolter. Im Mittelpunkt können auch kinesiologische Methoden stehen oder Craniosacrale Osteopathie, sowie Therapie nach traditioneller chinesischer Medizin.
Diese näher zu beschreiben würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir Therapeuten stehen Ihnen mit unseren unterschiedlichen Schwerpunkten und entsprechenden Weiter- und Ausbildungen aber später gerne für gezieltere Fragen zur Verfügung.
Für eine ausgewogene Basis sollen die Menschen sich zunächst körperlich, geistig und seelisch entspannen, denn Ruhe und Bewegung gehören zusammen. In der Ruhe ist Bewegung. In der Bewegung streben wir nach Ruhe.
Es regulieren sich viele Funktionen des Körpers beginnend beim Kreislauf, der Atmung, des cranio-sacralen Rhythmus, bis hin zur Regulation innerer Bewegung – der gesamten Körperenergien.
Nicht zuletzt sind Hektik, Stress und Überbelastung im Leben bereits Ursache der Erkrankung.
Äußere Einflüsse bringen die Menschen – und ich spreche auch von uns allen – häufig wieder aus ihrer Mitte. Deshalb greifen wir im Laufe der Therapie immer wieder auf Entspannung zurück.
Darauf aufbauend können wir einen Schritt weitergehen.
An dieser Stelle haben wir die Erfolge mit sensomotorischen Behandlungskonzepten.
Diese haben eins gemeinsam, sie setzen bei der Wahrnehmung, deren Verarbeitung, bei der Aufmerksamkeit für den Körper an. Denn Sensorik und Motorik stehen in direkter Beziehung zueinander.
Bewegungen werden sensorisch in Gang gesetzt, motorisch ausgeführt und sensorisch wieder verarbeitet. Also lerne ich nicht eine Bewegung als solche, sondern das Gefühl von Bewegen.
"Sensorisch in Gang gesetzt" heißt über alle Sinne einen Zustand wahrnehmen und verarbeiten, z.B. eine Tasse mit heißem Kaffee. Das sehe und rieche ich. Ich entwickle ein Ziel und eine Strategie, um zu erreichen diese zu greifen.
Nun muss die momentane Stellung der Gelenke und des Körpers, des Armes im Raum wahrgenommen werden. Ich spüre z.B., ob mein Arm auf einer Lehne liegt oder auf dem Schoß, und die Muskelspannung wird erfasst.
Nur wenn ich diese Information habe, wenn mein Gehirn alles richtig verarbeitet hat, was bei vielen neurologischen Erkrankungen nicht so ist, kann ich entsprechend dem Ziel etwas verändern, d. h. meinen Arm zur Tasse bewegen. Dieser Teil entspricht der motorischen Ausführung.
Ist die Hand an der Tasse, folgt die sensorische Verarbeitung.
Das Auge kontrolliert, sieht die Hand an der Tasse.
Die Hand fühlt die Tasse, die Rezeptoren an den Gelenken und in der Tiefe in den Muskeln nehmen Informationen auf. Diese Informationen werden verarbeitet, um weitere Handlungen folgen lassen zu können. An dieser Stelle wieder Schwierigkeiten bei neurologischen Erkrankungen.
Und Sie bemerken, dass der Anteil des motorischen Ausführens ganz kurz und klein ist und dort nicht das Problem liegt. Dementsprechend weniger Aufmerksamkeit kommt diesem Teil in der Therapie zu.
Typisch menschlich bewegen heißt sich funktionell zu bewegen, dabei bilden automatische Elemente die Basis.
Funktionell ist immer alles, was ich auch früher getan habe, was ich im Alltag tun musste und muss.
Deshalb suchen wir gerne die Verbindung zu Aktivitäten des täglichen Lebens, denn dort haben die Menschen die Schwierigkeiten.
Und nicht zuletzt spricht das Funktionieren des zentralen Nervensystems für ein funktionsorientiertes, alltagsnahes Vorgehen. Es gehen nicht wie früher angenommen sämtliche höhere motorische Funktionen verloren, sondern nur der Zugriff zu diese. Diesen Zugriff kann ich über andere Kanäle aber bekommen.
Bei unserer Arbeit ist es ebenso wichtig, Kontakt zu halten zu den Ärzten, zur Physiotherapie, zur Krankenpflege, zu Orthopädiemechanikern – zur Versorgung mit Schuhen und Schienen – und, ganz besonders wichtig, zu den Angehörigen.
Die heutigen Konzepte sind 24-Stunden-Konzepte, d. h. es sollten den ganzen Tag wesentliche Dinge wie Transfer, Sitzen, Kommen aus dem Liegen zum Sitzen, zum Stehen und umgekehrt möglichst optimal funktionieren. Dabei sind Rücksprachen erforderlich, um den Alltag an den Stand der Therapie anzupassen.
Ein Bereich soll noch zur Sprache kommen, und zwar das Hirnleistungstraining.
Hier werden u. a. mit Hilfe verschiedener Medien, z.B. Computer, Papier, Spielen oder auch mit kinesiologischen Mitteln Hirnleistungen wie Konzentration, Ausdauer, Kreativität, Zusammenarbeit rechter und linker Gehirnhälfte gezielt gefördert.
Abschließend sei zu sagen, die Ergotherapie betrachtet den Menschen ganzheitlich. Dem ganzen Körper gehört die Aufmerksamkeit.
Dem unteren Rumpf und der unteren Extremität gilt genau soviel Beachtung wie dem oberen Körperbereich, denn dieser Teil bildet unsere Basis, unsere Wurzeln und unsere Festigkeit, das Tor unseres Lebens. Nur so können wir oben leicht und locker sein, für Atmung, Handlungen und geistige sowie emotionelle Arbeit. Obere Leichtigkeit beruht auf unterer Stabilität. So kann unsere Energie in Fluss kommen.